«Für ein lebendiges, aktives und attraktives Dorfleben müssen Menschen, die sich mit dem Dorf identifizieren und sich in der Gemeindepolitik, in Vereinen, in Kultur und Freizeit engagieren, in Rüschlikon leben können. Das sind insbesondere Familien, aber auch junge Leute, die hier aufgewachsen oder ältere Menschen, die hier verwurzelt sind», betont Gemeinderat Simon Egli anlässlich eines Gesprächs zum Thema bezahlbarer Wohnraum.

 

Gleiches Ziel – verschiedene Wege

Steigende Wohnkosten sind kein neues Problem: Bereits 1946 wurde als Reaktion darauf, dieBaugenossenschaft Rüschlikon gegründet. Sie vermietet heute 62 Wohnungen. Gut 20 Jahre später wurde auch die Gemeinde mit der Stiftung Wohnungsbau aktiv. Sie verfügt inzwischen über 12 Liegenschaften mit insgesamt 111 Wohnungen und 2 Gewerberäumen. Seit gut 10 Jahren ist sie rechtlich selbständig; drei von fünf Mitgliedern des Stiftungsrats stellt aktuell der Gemeinderat.

Beide Institutionen finanzieren sich selbst. Bei Liegenschaften, die schon lange in ihrem Besitz sind, können sie günstige Wohnungen anbieten. Bei Neubauten sind sie allerdings dem Markt ausgesetzt: «Wenn eine Liegenschaft für 13 Mio. CHF verkauft wird, wie kürzlich an der alten Landstrasse, ist es aussichtslos, darauf preisgünstige Wohnungen zu realisieren», sagt Thomas Pandiani, Mitglied des Stiftungsrats.

Um im Falle von Neubauten trotzdem unter der Marktmiete zu liegen, gehen die beiden Institutionen verschiedene Wege:

Die Baugenossenschaft bietet «Kostenmiete» an und versucht die Bauausgaben tief zu halten. Dazu Ruedi Schellenberg, Präsident der Baugenossenschaft: «Es ist auch heute möglich kostengünstig und gleichzeitig qualitativ sowie in Bezug auf den Energieverbrauch vorbildlich zu bauen, wenn man die Grundrisse entsprechend ausgestaltet und bei der Planung den Unterhalt und spätere Renovationen mitdenkt. Eine Vierzimmerwohnung hat dann aber nur noch 100 – 110 m2, nicht 120 – 130 m2, sowie nur ein Badezimmer plus separates WC».

Die Stiftung wiederum kann ihre Mieten für wenig Verdienende bis zu 35 % reduzieren, indem sie diese ausgehend von der geschätzten Marktmiete einkommensabhängig ansetzt. Um die Wohnungen auch für Haushalte attraktiv zu machen, die Marktmiete bezahlen können, setzt die Stiftung auf einen gehobenen Ausbaustandard. Das Ziel: Vielfalt innerhalb der Mieterschaft.

 

Packen wir es an!

Heute ist das Bewusstsein in der Gemeinde für bezahlbare Wohnungen vorhanden. Wer sich aber an frühere Gemeindeversammlungen erinnert, kennt den Gegenwind: Verschiedene Stimmen wollten verhindern, dass sich die Gemeinde direkt oder indirekt im Wohnungsmarkt engagiert. Dafür habe ich ein gewisses Verständnis, denn letztlich bezahlen wir Steuerpflichtigen. Wenn aber bisherige Errungenschaften bewahrt und weiterentwickelt werden sollen, muss sich der Gemeinderat weiterhin für bezahlbaren Wohnraum einsetzen. Letztlich profitieren wir alle, die in Rüschlikon wohnen, von einem lebendigen Dorf.

 

Als Gemeinderätin setze ich mich in folgenden Bereichen besonders ein: 

  • Thema bezahlbarer Wohnraum und soziale Vielfalt bildet weiterhin einen Schwerpunkt in der Arbeit des Gemeinderats.
  • Genügend finanzielle Ressourcen für bezahlbaren Wohnraum, z.B. in Form von tiefen Baurechtszinsen oder zinsfreien Darlehen während Bauphasen.
  • Stärkung der Zusammenarbeit zwischen der Baugenossenschaft Rüschlikon und der Stiftung Wohnungsbau.
  • Fokus auf Nachhaltigkeit von Gebäuden.
  • Förderung der Zusammenarbeit der Gemeinde mit privaten Grundeigentümern.
  • Schaffung von Anreizen in der revidierten Bau- und Zonenordnung (BZO), damit in den relevanten Zonen mehr günstige Wohnungen entstehen können.

Dieser Text basiert auf Gesprächen mit Thomas Pandiani (Mitglied Stiftungsrat Stiftung Wohnungsbau), Simon Egli (Gemeinderat), Ruedi Schellenberg (Präsident Wohnbaugenossenschaft), Mieterinnen des Lindenguts, dem „Wahlkomitee Elena Michel in den Gemeinderat Rüschlikon“ und weiteren Einwohnern und Einwohnerinnen von Rüschlikon, die ich im Laufe der Wahlkampagne getroffen habe.

 

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